Wie nach EM-Spielen gefeiert werden darf (und wie nicht)
Kaum ist der Abpfiff eines wichtigen Spiels an einer Fussball-Endrunde erfolgt, ertönen ganz andere Geräusche: Jubelschreie, Tröten und vor allem Hupkonzerte. In Hotspots, wie etwa dem Rorschacher Landhauskreisel oder dem Frauenfelder Postkreisel versammeln sich massenhaft Fans und feiern den Sieg ihrer jeweiligen Länder, eine gewisse Diaspora vorausgesetzt.
In ihrer Ekstase nehmen es die Fussballfans mit den Regeln und Sicherheitsbedenken nicht sonderlich genau: Da wird sich beim Fahren weit aus dem Fenster gelehnt, da werden meterhohe Kandelaber erklommen, manchmal wird (mutmasslich!) auch auf einem Polizeiauto Koks gezogen.
Die Polizei will sich bei Volksfesten wie Fussball-Endrunden tolerant zeigen. Einen Freifahrtschein gibt es jedoch nicht.
Verkehrssicherheit nicht gefährden
«Wir haben ein Stückweit Verständnis, dass man sich nach einem Match freut», sagt Melinda Kürsteiner von der Kantonspolizei St.Gallen, «letztlich haben wir jedoch einen gesetzlichen Auftrag».
Bei einer Gefährdung der Sicherheit oder einer zu hohen Lärmbelastung in der Nacht würden die Polizeipatrouillen verhältnismässig einschreiten. Es gibt aber einige No-Gos. «Sich aus dem fahrenden Auto zu lehnen, ist für einen selbst und auch die Mitmenschen gefährlich. Erhöhte Geschwindigkeiten im Autocorso, Alkohol am Steuer, durchdrehende Reifen und ähnliches werden wir nicht tolerieren», sagt Kürsteiner weiter.
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Feuerwerk und anderweitige Pyrotechnik seien bewilligungspflichtig und damit verboten – auch an einer Fussball-EM. «Die einzigen Ausnahmen sind der 1. August und der 31. Dezember», so Melinda Kürsteiner.
Frauenfeld setzt auf kontrollierte Eskalation
Einen Spezialweg beschreitet die Stadt Frauenfeld. Ab dem dritten Gruppenspiel dürfen Fussballfans auf dem Postkreisel feiern. Dies bis höchstens eine Stunde nach Abpfiff. «Dieses System hat sich bei den letzten Turnieren bewährt», sagt Sicherheitschef Sandro Schmid.
Den Feierlichkeiten werde so ein gewisser Rahmen gegeben, was unkontrollierte Eskapaden in Fahrzeugen, wie oben beschrieben, drastisch reduziere. «Mittlerweile ist dieses Verfahren in Frauenfeld bekannt und akzeptiert», sagt Schmid. Für Fahrzeuge bleibt der Postkreisel aus Sicherheitsgründen gesperrt. Petarden und Feuerwerk dürfen nicht abgebrannt werden.
Wenn die erlaubte Stunde abgelaufen ist, werden die Fussballfans langsam nach Hause geschickt, beziehungsweise die Veranstaltung wird durch die Polizei aufgelöst, wie Schmid erklärt: «Bei Abendspielen ist es oftmals spät und die Nachtruhe bereits überschritten, weshalb wir hier strikt bleiben.»
Spezialbewilligung für die Nati?
Eine kleine Ausnahme sei vielleicht möglich, falls der Schweiz eine Ausnahmeleistung gelänge. «Wenn die Nati zum Beispiel ins Finale käme, würden wir situativ entscheiden», sagt der Sicherheitschef.
Die Chancen dafür schätzt er eher gering ein. Es dürfte bei der einen Stunde bleiben. Doch wir lassen uns gerne überraschen.