Harry Styles veröffentlicht drittes Soloalbum «Harry’s House»
Rock ist tot und es gibt heute keine richtigen Rockstars mehr. Dieses Statement stammt von einem gestandenen Rocker wie Gene Simmons, dem Bassisten der legendären Rockband «Kiss». Wie kommt es also, dass ein ehemaliges Boyband Mitglied wie Harry Styles plötzlich gefeiert wird wie ein Rockstar? Zwei Faktoren spielen eine grosse Rolle: die Fans und die Person hinter der Musik.
Geheimnisvoll, still und exotisch
Die Fans von Harry Styles nennen sich kurz «Harries» oder auch «Stylers» und sie stehen hinter ihrem Idol wie eine Mauer. Schon zu seiner Zeit als Mitglied der Boyband «One Direction» stach Harry Styles aus der Gruppe heraus. Für die Fans war er der Liebling und der heimliche Frontmann der Band. Gleichzeitig konnte Harry so herrlich geheimnisvoll, still und exotisch sein.
Das regte die Fantasie an – nicht nur bei den meist weiblichen Fans. Bis heute versuchen Journalist*innen beispielsweise das Geheimnis um Harrys sexuelle Orientierung zu lüften, doch er lässt alle gekonnt auflaufen. Genau dieses Geheimnisvolle und Exotische, mit dem Harry gekonnt spielt, ist ein weiterer Grund für den Hype um seine Person. «Harry hat die Gratwanderung gemeistert, sich rar zu machen und gleichzeitig eine starke Wirkung zu erzielen, wann immer er irgendwo auftaucht», sagt Radio 24-Musikchef Chris Jäckli.
Auf den Spuren von Prince, Stevie Wonder und David Bowie
Das dritte Soloalbum «Harry’s House» ist bei Weitem kein Rockalbum, weshalb sich viele Rockpuristen daran stören, wenn Harry Styles irgendwo als «Rockstar» bezeichnet wird. Doch «Harry’s House» ist anders. «Es ist kein seichtes Album, sondern eines, das man mehrmals hören muss und kann. Das Album bietet viel fürs Ohr und in Zeiten von schnelllebigen trivialen Popproduktionen, ist es erfrischend opulent gemacht», findet Chris Jäckli, der das Album vorab anhören konnte.
Harry hebt sich musikalisch auf seinem dritten Werk klar von anderen Teenie-Idolen oder seinen ehemaligen One-Direction-Kollegen ab. Bekannte Stilmittel aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren sind die dominierenden Sounds auf «Harry’s House». Es gibt funkige Basslinien, die man sofort den Songs von Prince zuschreiben würde, es gibt Horn Sections, die Stevie Wonder das Wasser in die Augen treiben oder Stilmittel, für die David Bowie bekannt war.
Durch diese Referenzen in die Vergangenheit fühlt sich «Harry’s House» unerwartet vertraut an, fast wie nach Hause zu kommen. Dieses Gefühl ist der Ursprung des Albumtitels. «Ich realisierte, dass dieses Gefühl von Heimat nichts ist, was du von einem Haus bekommst; es ist mehr etwas aus dem Inneren. Das merkt man, wenn man eine Minute innehält», sagte Harry zum Albumtitel in einem seiner raren Interviews.
Kein Konzert in der Schweiz
Wie praktisch alle Menschen, musste auch Harry während der Pandemie innehalten. Die Zeit des Stillsitzens ist jedoch vorbei. Harry Styles setzt seine «Love On Tour»-Tournee fort, die schon 2020 hätte starten sollen. Einziger Wehrmutstropfen für die Schweizer Fans: Harry spielt hier kein Konzert.
«Niemand weiss, warum Harry bei uns nicht auftritt. Nicht einmal seine Plattenfirma konnte vom Konzertveranstalter eine Antwort bekommen. Offiziell sind die geplanten Auftrittsorte nicht verfügbar, aber das wäre sicher zu lösen gewesen», so Chris Jäckli, Musikchef von Radio 24. Doch wie war das jetzt nochmal mit dem Rockstar-Image und dem sich rarmachen? Harry macht eigentlich alles genau richtig und heizt mit seinem Fernbleiben den Wunsch der Fans nur noch viel mehr an, ihn endlich live zu erleben.