Begleitung auf dem letzten Lebensweg
Weiss man, dass man bald sterben wird und es ist unmöglich, zu Hause zu bleiben, dann brauchen diese Patienten einen Ort, an dem sie sich wohl fühlen können und in ihrer verbleibenden Zeit gut betreut werden.
Im Hospiz St.Gallen sind Schwerstkranke untergebracht, meist leiden sie an einer Krebserkrankung im Endstadium. «Bei uns ist es höchst selten, dass die Patienten unser Hospiz lebend verlassen. Es ist eine Endstation», sagt Beate Winiger, Pflegeleiterin im Hospiz St.Gallen.
Es falle vielen Patientinnen und Patienten deshalb schwer, in das Hospiz einzutreten. «Es ist ein Prozess. Die Patienten wissen, dass sie hier ihre letzte Lebenszeit verbringen werden. Wir begleiten sie in dieser schweren Lebensphase», sagt Winiger.
Das Leben zurückholen
Die Patienten sind durchschnittlich 18 Tage im Hospiz St.Gallen. Es könne aber auch sein, dass jemand nur drei Tage oder bis zu zwei Monate im Hospiz ist, sagt Winiger. «Es ist schwer vorauszusagen, wann jemand sterben wird», sagt die Leiterin der Pflege.
«Es ist das wichtigste, eine sehr häusliche Atmosphäre zu schaffen», sagt Winiger. Ausserdem, so sagt sie, sei es wichtig, in der letzten Lebensphase das Leben zurückzuholen. «Es ist eine Lebens- und keine Sterbenszeit, die sie hier verbringen», sagt Winiger.
Im Hospiz werden Schwerstkranke anders behandelt, als in einem Alters- oder Pflegeheim. «Wir haben rund um die Uhr diplomiertes Personal vor Ort und wir können intravenöse Schmerztherapien durchführen», sagt Winiger.
Traurige und schöne Momente
Nebst der medizinischen Betreuung gibt es natürlich noch andere Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner. «Es ist eine Herausforderung für uns, herauszufinden, was die Menschen noch brauchen. Es kann sein, dass sie oder die Angehörigen Unterstützung brauchen, um sich auf das Ende vorzubereiten», sagt Winiger.
Das Pflegepersonal übt einen Beruf aus, der viel Trauriges mit sich bringt. Und doch gibt es auch schöne Momente. «Wenn wir einem Schwerstkranken die letzten Tage die Ruhe geben können, die er braucht, und wir auch den Angehörigen Trost spenden und ihnen die Last etwas nehmen können, dann sind das die guten Momente.»
Defizit von einer Million
Das Hospiz St.Gallen kann den Betrieb mit sieben Zimmern trotz Beiträgen der öffentlichen Hand nicht kostendeckend führen. Deshalb ist es nach wie vor auf Spenden angewiesen. «Jährlich müssen wir rund eine Million Franken selber aufbringen. Der Kanton hat für uns einen Finanzierungsplan erarbeitet, der eine kleine Deckung durch einen Beitrag pro Bewohner bringt», sagt Winiger.
Die Pflegeleiterin übt Kritik am Kanton und der Politik. «Auf politischer Ebene muss noch viel Aufklärungsarbeit betrieben werden. Ausserdem muss ein anderes Finanzierungsmodell ausgearbeitet werden, damit mehr über die öffentliche Hand abgedeckt werden kann.»
Wer für das Hospiz spenden möchte, kann das über dessen Homepage machen.
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