Am Clanx sind die Köche wie Rockstars
«Die Stimmung und das Essen sind hier so gut, dass ich nur noch hier her komme», schwärmt der 52-jährige Georg Neuhauser. Alle seine Freunde und Kumpanen seien in Arbon am Summerdays Festival. Er hingegen kommt nicht mehr aus dem Schwärmen heraus, wenn man ihn fragt, wie das Essen am Clanx ist: «Es gibt doch nichts besseres als an einem Festival tolle Musik zu hören und dabei noch köstlich zu essen - zu dem fairen Preis.» Ein Deluxe-Menü kostet um die 30.- Franken - dazu später mehr.
Warten auf «geile Spätzli»
Schlangestehen gehört zu einem Openair dazu wie Räder zu einem Auto. Ungewöhnlich ist aber, dass den ganzen Tag über Leute beim Stand fürs Essen anstehen, tuscheln und Bilder vom Essen mit dem Natel machen. Am Openair Clanx gibt es eine richtige Küche, die ständig frisches Essen kochen. Zwei junge Frauen unterhalten sich aufgeregt: «Wann gibt es wohl die feinen Knöpfli wie letztes Jahr? - Jemand hat gemunkelt, dass es diese erst in einer Stunde gibt», ein Mann mit buntem Hut vor ihnen dreht sich um: "Was? Dann warte ich auch noch eine Stunde - die Spätzli sind das Warten wert. Er nimmt noch einen Schluck Bier und schreitet entschlossen aus der Schlange.
Die Mädchen lachen und rücken auf seinen Platz vor. Sie wippen im Takt der Musik und machen ein Selfie um die Zeit zu überbrücken. «Am Clanx ist das Essen irgendwie, wie ein Lineup von tollen Bands - man hofft auf etwas bestimmtes», erklärt mir Sara aus Wil mit einem schalkigen Grinsen. Sie stehen an für das Normale Menü, welches für etwa zehn Franken erhältlich ist. Mit und ohne Fleisch.
Erfolgsrezept: Gourmet-Menu statt Fastfood
Der Headliner der Küche stellt das Deluxe-Menü dar. Für etwas mehr als 30 Franken bekommen die Gäste einen Zwei-Gänger, der sich sehen lässt: «Es gibt Wachtelbrüsli mit Feigen-Carpaccio, dazu einen regionale Flusskrebs, ein Mango-Chupcuey mit Couscous und Blüten», der Verpflegungschef Gallus Knechtle nimmt sich ein Paar Minuten um uns das Menü vorzustellen. Er wischt sich kurz den Schweiss von der Stirn, zündet sich draussen hinter der Küche eine Zigarette an, zieht daran und erklärt den Hauptgang: «Wir machen einen Wildteller mit Steinbockpfeffer an einer Schokoladen-Chillie-Sauce und Joghurtglacé, Rehschnitzel, Hirsch-Schüblig, Rotkrautpüree und Süsskartoffelwürfel.»
Als Knechtle, vor 13 Jahren in die Welt vom Clanx eintauchte, hätte er sich nie träumen lassen, dass das Konzept so ein Erfolg wird: «Ich war 19 Jahre alt und wir schmissen unsere Pläne über den Haufen - warum sollte es immer Fast-Food an einem Festival geben?» So entschieden sie sich, zarte Filets statt fettigen Burgern zu kochen. Knechtle grinst zufrieden: «Heute bestellen rund 250 Leute das Deluxe-Menü.»
Zu viele Köche... machen das beste Essen
Hinter dem Tresen stehen im Schichtbetrieb bis zu 18 Leute, die meisten davon Hobby-Köche. Zudem stehen am Grill weitere Leute im Dauereinsatz um frisches Fleisch zu zaubern - wie Knechtle betont. «Die Leute machen es aus Leidenschaft und sind gerne dabei», schwärmt Knechtle. Die Köche am Clanx haben relative Freiheit was die Gestaltung der normalen Menüs angeht. So kochen die einen gerne Ghackets mit Hörnli, und die anderen ein Curry mit Reis, oder vegane Menüs mit geschenkten Inka-Bohnen. «Wir machen alles frisch und können den Leuten gutes Essen zu einem bezahlbaren Preis bieten - auch vegan», Knechtle ist stolz darauf, dass am Openair Clanx alles so familiär organisiert ist: «Ich bin stolz, dass jeder Helfer seinen Job wahrnimmt und sein Bestes gibt - seine Ideen ausleben kann und der Verein mit einer grossen Familie zu vergleichen ist.»
Einer der Köche am Clanx ist der 31-jährige Urs Küppers. Er richtet mit seiner Crew die Deluxe-Menüs her. Der Profi-Koch steht das erste Jahr am Festival-Herd und ist begeistert: «Es ist total geil hier dabei zu sein. Das Team ist mit einer riesen Freude dabei und arbeitet wunderbar.» Der Koch, der sonst im Herisauer Treffpunkt die Kelle rührt, bekam frei für das Festival: «Mein Chef lässt mich zwar nur ungern gehen, sieht es aber als eine Art Weiterbildung.»
Irgendwann später spaziert Sara mit ihrer Kollegin über das Gelände und isst freudig eine Portion Spätzli: «Das Warten hat sich gelohnt - so fein!»