Musik

Kommt jetzt die Kassette zurück?

Kommt jetzt die Kassette zurück?

Die Kassette erlebt in den USA ein kleines Revival.
© iStock/Alekseyliss
Vergangenes Jahr wurden in den USA 35 Prozent mehr Kassetten verkauft. Trotzdem: Der Gesamtanteil am Musikmarkt ist noch immer verschwindend klein.

Auch 2017 sind wieder mehr Kassetten verkauft worden. Das geht aus den neusten Zahlen von Nielsen Music hervor, die den Musik-Markt der USA analysieren. Um ganze 35 Prozent sind die Verkäufe gar gestiegen. In absoluten Zahlen ausgedrückt: 174'000 Kassetten wurden 2017 in den USA gekauft. Im Jahr zuvor waren es noch 129'000.

Trotzdem: Kassetten sind ein Nischenprodukt. Sie machen gerade einmal 0,1 Prozent aller Albumverkäufe aus. Oder 0,17 Prozent der physikalisch verkauften Tonträger. Bemerkenswert sind die Zahlen, wenn man schaut, wie viele Kassetten noch im Jahr 2010 verkauft worden sind: 21'000!

Nielsen Music geht davon aus, dass vor allem ein Faktor für diesen imposanten Anstieg verantwortlich ist. Der Film «Guardians of the Galaxy» hat die Kassette und den Walkman wieder cool gemacht. Auf Platz eins der Verkaufscharts steht «Guardians of the Galaxy, Vol. 2: Awesome Mix Vol. 2», der Soundtrack zum zweiten Teil der Comic-Verfilmung mit 19'000 Alben. Auf dem nächsten Platz steht der Soundtrack zum ersten Teil (15'000 Kassetten), gefolgt vom Soundtrack zur TV-Serie «Guardians of the Galaxy: Cosmic Mix» (5000 Kassetten). Damit macht alleine diese Franchise 22 Prozent aller Kassettenverkäufe aus.

Das sind die Top-Seller auf dem US-Kassetten-Markt:

  1. Soundtrack «Guardians of the Galaxy, Vol. 2: Awesome Mix Vol. 2» (19'000 Kassetten)
  2. Soundtrack «Guardians of the Galaxy: Awesome Mix Vol. 1» (15'000)
  3. Soundtrack «Guardians of the Galaxy: Cosmic Mix, Vol. 1» (5000)
  4. Soundtrack «Stranger Things, Volume One» (3000)
  5. Eminem «The Eminem Show» (3000)
  6. Various Artists «The Hamilton Mixtape» (3000)
  7. Prince and the Revolution «Purple Rain» (2000)
  8. Twenty One Pilots «Blurryface» (2000)
  9. Kanye West «Yeezus» (2000)
  10. Nirvana «Nevermind» (2000)

Auch sonst haben wir einige spannende Sachen im aktuellen «Nielsen Year 2017 Music Report» entdeckt: 1. Es wird mehr Musik gehört

Im Vergleich zum Vorjahr wurde mehr Musik gehört. Nielsen hat für die USA eine Steigerung von 12,5 Prozent ausgemacht. Am meisten hören die Konsumenten ihre Musik über Streaming-Portale. Die Konsumation bei Bezahl-Portalen stieg gar um 58,7 Prozent.

2. Alte Musik ist top

Als «alt» wird bei Nielsen alle Musik gezählt, die älter als 18 Monate ist. Das bedeutet, dass im Januar 2017 auch noch ein Song von Januar 2016 als neu gilt. Trotzdem konsumieren die US-Hörerinnen und -Hörer mehr alte Musik. Bei den Alben sind es knapp 55 Prozent, bei den Audio-Streams sogar rund 61 Prozent.

3. Am Wochenende werden Videos geschaut

Nielsen unterscheidet zwischen Audio- und Video-Streams, also zum Beispiel zwischen Spotify und Youtube. Von Montag bis Donnerstag haben jeweils die Audiostreams die Nase vorn, ab Freitag konsumieren die Leute vermehrt Videos. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass im Büro eher über eine Audio-Streamingplattform konsumiert wird, am Wochenende hat man dafür wieder Zeit für ein Video.

Das meist-gestreamte Video war «Despacito»:

4. Hip-Hop und R&B erobert den Thron

Zum ersten Mal seit 1991 (seither erstellt Nielsen einen jährlichen Report) war Hip-Hop und R&B das meist gehörte Genre in den USA. Neun der zehn meist-gestreamten Künstler 2017 kommen von Künstlern aus diesem Genre.

5. Es braucht nicht immer ein Album

Dass man auch ohne aktuelles Album Erfolg haben kann, zeigte 2016 Justin Bieber. Das Geheimnis sind Zusammenarbeiten. Bieber holte sich einen Nummer-1-Hit mit «Despacito», zusammen mit DJ Khaled mit «I'm The One» und dann noch weitere Top-20-Hits mit BloodPop («Friends») und David Guetta («2U»). Damit steht Justin Bieber nicht alleine. Auch seine ehemalige und neue Freundin Selena Gomez war so 2017 sehr erfolgreich. Weitere Künstler, die im letzten Jahr ohne ganzes Album grosse Erfolge feierten: Beyoncé, Alessia Cara, Frank Ocean, Chance The Rapper und Nicki Minaj.

Ist auch ohne Album erfolgreich: Justin Bieber. (Keystone)

6. Heisse Newcomer...

Hip-Hop und R&B war 2017 nicht nur das beliebteste Genre, auch die besten Newcomer kamen aus dieser Ecke. Migos («Bad And Boujee»), Post Malone («Rockstar») und Cardi B («Bodak Yellow») landeten einen Nummer-1-Hit. Ebenfalls einen grossen Eindruck hinterliessen vergangenes Jahr Khalid, Camila Cabello, James Arthur und Julia Michaels.

Cardi B (Keystone)

7. ...späte «Newcomer»

Und plötzlich sind sie im Mainstream angekommen: Portugal. The Man. Sie konnten in den USA zum ersten Mal überhaupt in die Top-100 vorstossen. «Feel It Still» wurde 229 Millionen Mal gestreamt und 860'000 Mal verkauft - immerhin elf Jahre nach der Veröffentlichung des Debütalbums.

8. Ed Sheeran ist in Top-«Shape»

Mit «Shape Of You» landete Ed Sheeran den Hit des Jahres. Seit der Veröffentlichung im Januar war der Song 33 Wochen in den Top-10 in den USA. Das ist Rekord. Der Song wurde eine Milliarde Mal gestreamt und 2,5 Millionen Mal digital verkauft.

9. Die Beatles sind noch lange nicht out

2017 wurden 14,3 Millionen Vinyl-Schallplatten verkauft. Das sind fast 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Vinyl macht 14 Prozent aller physikalischen Album-Verkäufen aus. Mit 72'000 verkauften Platten war die Neuauflage von «Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band» der Beatles das meistverkaufte Album.

René Rödiger
veröffentlicht: 10. Januar 2018 05:48
aktualisiert: 10. Januar 2018 05:48