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«Rock am Ring» geht weiter

«Rock am Ring» geht weiter

Die knapp 90'000 Besucher des Musikfestivals «Rock am Ring» können nach einem Terroralarm weiterfeiern. Die Polizei gab am Samstagvormittag nach der Durchsuchung des Geländes am Nürburgring Entwarnung. Der Veranstalter kritisierte die Behörden.

Es seien keine verdächtigen Gegenstände entdeckt worden, gab die Polizei von Koblenz am Samstag bekannt. Drei Verdächtige aus Hessen, die Zugang zum Sicherheitsbereich des Festivals hatten, seien am Morgen freigelassen worden. Zuvor waren Ermittlungen wegen Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags eingeleitet und die Wohnungen der drei Männer durchsucht worden.

Der Terrorverdacht war der Polizei zufolge entstanden, weil Zugangskarten für das Personal nicht mit registrierten Namen übereinstimmten. Bei einer Person habe es Hinweise auf Verbindungen zur islamistischen Terrorszene gegeben.

Zugang zu sicherheitsrelevanten Bereichen

Nach ersten Erkenntnissen hatte mindestens einer der Männer über eine der eingesetzten Firmen Zugang zu sicherheitsrelevanten Bereichen. Die Polizei fand bei ihren Durchsuchungen der Bühnen- und Eventbereiche aber keine verdächtigen Gegenstände. Die Ermittlungen dauerten am Samstag an.

Fans mit Anti-Terror-Parolen

Die Polizei lobte die Rockfans, die den Bereich an der Bühne sehr diszipliniert verlassen hätten. «Ich unterstütze ausdrücklich das, was skandiert wurde: Terror ist Sch...!», sagte der Polizei-Präsident von Koblenz, Wolfgang Fromm.

Das dreitägige Festival war am Freitagabend wenige Stunden nach dem Auftakt unterbrochen worden. Zehntausende Fans wurden per Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Die Räumung des Geländes verlief problemlos. Die «Rock am Ring»-Konzerte sollen am Samstag nach dem Terroralarm ohne Verspätung beginnen.

Ob einige Bands, die am Freitagabend nicht spielen konnten, noch auftreten können, wird demnach geprüft. «Wir werden sehen, ob wir Möglichkeiten haben, Auftritte nachzuholen», sagte Festival-Veranstalter Marek Lieberberg. Unter anderem der Auftritt von Rammstein, einer der Topacts des Festivals, war ausgefallen.

Unzufriedener Veranstalter

Veranstalter Marek Lieberberg kritisierte das Vorgehen der Behörden. Es seien 1200 Polizisten vor Ort. Wenn das nicht ausreiche, um ein Gelände für sicher zu erklären, dann frage er sich, warum Fussball-Länderspiele bei derartigen Verdachtsmomenten stattfinden könnten. «Warum sind wir die Prügelknaben für die Situation?»

«Rock am Ring»-Veranstalter Marek Lieberberg (Bild: KEYSTONE/EPA/Ronald Wittek)

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz verteidigte seine Entscheidung, das Musikfestival wegen Terrorgefahr zu unterbrechen. «In einer solchen Bewertungssituation dürfen wir keine Risiken einbauen», sagte er.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte sich in der Nacht hinter Lewentz' Entscheidung gestellt. «Für diese schwierige wie verantwortungsvolle Entscheidung hat er meine volle Unterstützung. So bitter es ist, die Sicherheit der Festivalbesucher muss an erster Stelle stehen.»

Schweizer Veranstalter verbietet Taschen

Das Sicherheitskonzept des Festivals war nach dem Terroranschlag auf ein Konzert in Manchester vor anderthalb Wochen mit mehr als 20 Toten überprüft worden. Beim parallel in Nürnberg stattfindenden Zwillingsfestival «Rock im Park» waren die Konzerte am Freitagabend ohne Probleme weitergegangen.

Einer der grössten Konzertveranstalter der Schweiz reagierte am Freitag. Er verbietet grosse Rucksäcke und Taschen. Nur Bauchtaschen und Handtaschen bis zur Grösse A5 seien noch zugelassen. Betroffen vom Verbot durch abc Production sind Konzerte von Konstantin Wecker (6. Juni) im Kongresshaus Zürich sowie Justin Bieber (15. Juni) und Céline Dion (15. Juli) im Stade de Suisse in Bern.

(SDA)

veröffentlicht: 3. Juni 2017 04:19
aktualisiert: 3. Juni 2017 14:42