Schnulzenkönig Cliff Richard wird 75
Auf seinem Kalender für dieses Jahr - er bringt jedes Jahr einen heraus - watet der Brite in einem weissen Anzug durch von der Abendsonne vergoldetes Wasser, in der Hand einen rosa Perlwein. Kitsch as Kitsch can. Und trotzdem ist Richards Erfolg nicht zu leugnen.
Angefangen hat seine Karriere in den späten 50ern als eine Art musikalisches Elvis-Presley-Imitat mit hellerer Stimme. Die passte viel besser zu den weicheren Tönen, für die er sich bald entschied. 1968 trat er mit dem fröhlich-leichten Schlager «Congratulations» beim Grand Prix Eurovision (heute Eurovision Song Contest) an und landete mit nur einem Punkt Rückstand auf Platz zwei.
«Living Doll» war sein erster Nummer-Eins-Hit in der britischen Heimat, 13 weitere folgten. Im November 2013 brachte Richard, der als Harry Rodger Webb in Indien zur Welt gekommen war, sein 100. Album heraus. Pünktlich kurz vor dem Geburtstag folgte das 101.: «75 at 75» enthält, 75 Lieder, 74 alte und ein neues.
Wenn er nicht im Studio steht, seine jährliche Sommerpause auf seinem Weingut in Portugal macht oder in seiner Zweitheimat Barbados entspannt, dann ist der Sänger oft auf Tournee - gerade auf offizieller Geburtstagstour durch Grossbritannien. An seinem Ehrentag selbst wird Richard eines von sechs Konzerten in der Londoner Royal Albert Hall spielen.
Der Abend ist seit Wochen ausverkauft. Dass auch in seiner Heimat gern mal gespottet wird über den Schnulzen singenden Tennisfan, bedeutet nicht, dass er nicht eine riesige und treue Fangemeinde hat. 250 Millionen verkaufte Platten weltweit sprechen für sich.