Trauffer würde gerne im Rheintal wohnen
Ob ich an der Olma war, ist das erste, was Marc Trauffer mich fragt. Klar, antworte ich und stelle die Gegenfrage: «Ich wollte unbedingt mit Renzo Blumenthal eine Kuh striegeln, habe es dann aber leider nicht geschafft.» Grundsätzlich sei er aber pro Olma: «Die Olma ist legendär und es ist wie bei allen Messen, entweder geht man, um eine Matratze zu kaufen oder nur um zu saufen.» Er sei mehr der Typ, der eins, zwei Gläsli trinkt.
«Finde den Dialekt nicht schlimm»
Die Olma-Bratwurst liebe er, aber: «Immer mit Senf.» Daran konnte Freundin Brigitte Schöb, die aus St.Margrethen kommt und jetzt in Liechtenstein wohnt, nichts ändern. Am Dialekt seiner Freundin hat der Mundart-Sänger nichts auszusetzen: «Ich finde den Dialekt nicht schlimm. Ist doch schön, gibt es in der Schweiz so viele Dialekte. Da darf es auch einen mit Ecken und Kanten geben.» Er habe auch keine Mühe, seine Freundin zu verstehen, dies sei eher umgekehrt der Fall.
«Es gibt schon Momente in denen sie etwas ‹ghüselet› aus der Wäsche schaut. Zum Beispiel wenn ich vom ‹Gischterkübel› oder ‹ich war noch mit Fritz dorfen› rede. ‹Gischterkübel› ist bei uns der Abfalleimer und ‹dorfen› bedeutet miteinander reden.» Dialektprobleme seien bei der Arbeit an Trauffers Biografie nie aufgetaucht. Brigitte Schöb verfasste Trauffers Biografie «Dä mit de Chüeh». Beim Entstehen des Buches war Brigitte Schöb allerdings erst eine Bekannte.
Freundin 1, 2 und 3
«Wir haben uns schon vor fast 20 Jahren kennengelernt, haben uns dann aber wieder aus den Augen verloren», erzählt Brigitte Schöb. Das Geschäftliche habe sie dann wieder zusammen gebracht. Brigitte Schöb arbeitet als Texterin und hat Marc Trauffer ab und zu geholfen. «Durch das Buch haben wir uns kennen und lieben gelernt. Wir hätten das nicht gedacht», sagt die Rheintalerin.
«Dass sich das alles so entwickelt hat, ist eine unglaublich schöne Geschichte — unsere Geschichte», sagt Marc Trauffer. Das Buch selbst handelt aber nicht davon. Es erzählt die Geschichte des Unternehmers, Musikers und Vaters Marc Trauffer. Streit wegen einiger Stellen im Buch habe es nicht gegeben, höchstens heftige Diskussionen: «Ich habe ihr zum Beispiel von Vreni mit den grossen Hupen erzählt und sie hat das eins zu eins so aufgeschrieben. Da musste ich ihr sagen, dass wir die Namen doch nicht erwähnen dürfen», sagt der Musiker. Im Kapitel «Girls, Girls, Girls» hätten sich die beiden dann auf die Ausdrücke «Freundin 1», «Freundin 2» und «Freundin 3» geeinigt.
Trauffer und deutscher Hip Hop
«Ich wollte das Buch zuerst nicht schreiben», gesteht Brigitte Schöb, «Ich habe Marc gefragt, ob er mit 39 wirklich schon eine Biografie schreiben möchte?» Im Laufe der Zeit habe sie aber erfahren, dass ihr heutiger Partner ganz schön viel erlebt hat für seine 39 Jahre. «Die ganze Unternehmerseite habe ich nicht gekannt und ich wusste auch noch nicht, dass sein Sohn viel zu früh auf die Welt gekommen ist.»
Marc Trauffer selbst hat das Buch noch nicht gelesen: «Klar kenne ich die einzelnen Abschnitte, das Buch als Ganzes lese ich aber nicht. Ich kenne meine Geschichte.» Es sei wie mit seiner eigenen Musik, die höre er auch nie zuhause. Dort gibt es eher einmal Hip-Hop auf die Ohren: «Ich mag deutschen Hip-Hop, höre beispielsweise auch Fettes Brot oder Cro, aber auch Marc Forster oder Peter Maffay. Ich habe gerne Songs, die ich verstehe. Deshalb singe ich auch Mundart. Weil ich in Mundart denke, träume und ‹schnorre›».
Wahnsinn in WattwilOHHHH TOGGENBURG! Was für eeeeine Party?✨⭐️, da bin selbst ich für einmal Sprachlos! Nur eines: DANKE Ihr seid grossartig‼️‼️‼️‼️‼️
Gepostet von TRAUFFER am Sonntag, 18. März 2018
«Priiis»
Dass Trauffer als Volksmusiker nicht bei allen gut ankommt, damit kann er leben: «Sollen alle ihre Meinung haben. Das ist ja das schöne an unserem Land, dass wir uns frei äussern können. Ich mag es den Leuten gönnen, die über mich ‹abepelzet›. Das ist mir furzegal.» Manchmal sei bei ihm aber auch «de Chessel gflickt».
Bei den Konzerten seien die Leute, die ihn mögen und das Publikum reiche vom Helene-Fischer-Fan zum AC/DC-Rocker. Das sei das schöne und dafür mache er Musik: «Ich möchte die Menschen unterhalten.» Dazu gehöre auch ab und zu einen Schnupf mit seinem Publikum zu nehmen: «Wenn sie mit ihren Schnupfdösli kommen, dann schnupfen wir eines. Das gehört dazu.» Er habe deshalb auch kürzlich einen neuen Schnupfspruch gelernt: «Links ein Baum, rechts ein Baum, und in der Mitte man glaubt es kaum, noch ein Baum, Priis», sagt der Volksmusiker und lacht. «Ich hatte jahrelang denselben Schnupfspruch: Lieber ein schönes Guschti im Stall, als eine dumme Kuh im Bett. Priis. Es wurde aber Zeit, einen neuen zu lernen. Ich kann mir die nie merken.»
«Rheintal wäre schön zum Wohnen»
Genauso wie ein Schnupf gehört auch ab und zu ein Schnaps dazu: «Ich habe gemerkt, dass es hier in der Ostschweiz immer einen Grappa gibt, wenn man eingeladen ist.» In der Ostschweiz, speziell im Rheintal, gefällt es Trauffer übrigens gut: «Ich war vorher nicht oft im Rheintal, aber ich muss sagen, wenn man unten in Gams steht und zu den Bergen hoch schaut, ist das wunderschön. Das wäre auch ein schöner Platz zum Leben.»
Aktuell wohnt Trauffer noch im Berner Oberland, wo er auch sein Geschäft mit den Holzkühen hat und seine Kinder wohnen. Das Geschäft hat er vor zehn Jahren von seinem Vater übernommen.
Am 24. November spielt der Berner sein letztes Konzert des Jahres im ausverkauften Hallenstadion: «Ich habe nie davon geträumt. Es war kein Bubentraum oder so, weil ich immer dachte, das Hallenstadion ist für mich unerreichbar und jetzt ist dieser Kessel voll.» Deshalb hat sich Trauffer für die zehn Jahre Jubiläumsshow etwas spezielles ausgedacht. Neben Überraschungsgästen wird auch seine alte Band, Airbäg, nach zwölf Jahren Pause wieder zusammen auftreten.
Nach dem Hallenstadion ist vorerst fertig mit Konzerten: «Ich werde nächstes Jahr eine Konzertpause machen, die sich vielleicht bis ins Jahr 2020 hinzieht.» Zu gross sei die derzeitige Belastung durch das Holzfigurengeschäft und die Musik: «Ich sehne mich sehr nach einem Samstagmorgen, an dem ich aufstehe und noch nicht weiss, was ich tue.»
Das Interview im Video: