Ostschweiz
St. Gallen

Chur, St.Gallen, Wil, Frauenfeld: Ostschweizer Städte gehen hart gegen illegale Entsorgung vor

Herrenlose Gegenstände am Strassenrand: In der Ostschweiz wird hart durchgegriffen

Jeder hat wohl schon ein Sofa oder ein Regal einsam am Strassenrand gesehen, das seine besten Jahre bereits hinter sich hat – obwohl diese Art von Entsorgung eigentlich illegal ist. Ein Blick in verschiedene Ostschweizer Städte zeigt: Hier wird strikt gegen Abfallsünder vorgegangen.

«In der Schweiz ist alles so sauber», diesen Satz hat wohl jede und jeder schon einmal gehört, sobald man seine Herkunft in einem anderen Land verraten hat. Damit die Schweiz ihrem Ruf auch gerecht wird, fand gerade erst, Mitte September, der nationale Clean-Up-Day statt. Dort haben tausende Helferinnen und Helfer Müll im öffentlichen Raum gesammelt, um so gegen Littering vorzugehen. Und doch ist dies nicht die einzige Abfallsünde, die hierzulande immer wieder anzutreffen ist.

Auch grössere Gegenstände wie Sofas, Stühle oder Tische werden wiederkehrend irgendwo in der Landschaft – oftmals am Strassenrand – abgestellt. Und das ohne Sperrgutmarken. Manchmal ist dabei noch ein Zettel angebracht mit einer Aufschrift wie «Gratis zum Mitnehmen» oder «Zu Verschenken». Dahinter mag womöglich ein nachhaltiger Gedanke stecken. Immerhin könnte jemand durchaus noch Freude an den Sachen haben. Meistens bleiben sie aber einfach stehen und es ist eine billige Entsorgungsvariante, die nicht nur illegal ist, sondern für die Städte auch einen Mehraufwand bedeutet.

«Kommt mehrmals pro Woche vor»

«Im vergangenen Jahr bearbeitete unser Abfallcontroller 1099 Fälle von illegal entsorgtem Sperrgut», heisst es bei der Entsorgung der Stadt St.Gallen. In den meisten Fällen handle es sich um alte Möbel. Teilweise würden aber auch Elektrogeräte an der Strasse abgestellt werden, obwohl diese eigentlich kostenlos bei den Verkaufsstellen oder Entsorgungszentren abgegeben werden könnten.

Auch in Chur stellt man bei der Entsorgung der Stadt eine gewisse Regelmässigkeit fest. «Es kommt mehrmals pro Woche vor», weiss René Caviezel der seit 15 Jahren bei der Entsorgung Chur arbeitet. Es gehöre zu der Arbeit dazu, solch abgestellte Haushaltsgegenstände wegzuräumen. Ein grosses Problem in Chur sei der falsch deponierte Karton. Caviezel spricht gar von einer Plage. «Der Karton wird jeden Tag herausgestellt, obwohl wir nur zweimal pro Monat sammeln.»

Weitere Nachfragen zeigen, dass grössere Gegenstände auch immer wieder in anderen Ostschweizer Städten abgeladen werden. Wenn auch nicht unbedingt in dieser Häufigkeit wie in den obigen Beispielen. In Wil beispielsweise komme dies vereinzelt vor, wobei gewisse Gebiete in der Stadt mehr auffallen bei dieser Problematik. Eine genaue Statistik dazu führe die Stadt Wil nicht. In Frauenfeld sei auffallend, dass dies vor allem an Zügelterminen vorkomme.

Abfallsünder werden bestraft – sofern sie gefunden werden

Bleiben die Möbel stehen und finden keinen glücklichen neuen Besitzer, ist es naheliegend, dass sich die Stadt diesem Problem annehmen muss. «Die zusätzliche Entsorgung, Reinigung und Ermittlung der Verursacher sind mit einem hohen Personalaufwand und entsprechenden Kosten verbunden», schreibt die Stadt Wil. Dieselbe Rückmeldung kommt auch von Chur, St.Gallen und Frauenfeld. Die Stadt Wil geht davon aus, dass die Verursacher wohl meist aus Bequemlichkeit handeln oder die Entsorgungskosten umgehen wollen. «Diese Kosten muss dann die Gesellschaft tragen, was dem Verursacherprinzip des Umweltrechts widerspricht», schreibt Wil weiter.

Entsprechend kommt man bei einem solchen Vergehen nicht ungeschoren davon. Illegale Entsorgung wird gesetzlich verfolgt und entsprechend bestraft. In den erwähnten Ostschweizer Städten ist überall mit einer Busse zu rechnen. Im 2023 wurden in St.Gallen 299 Anzeigen erstellt, wobei Anzeigen wegen entsorgten Kehrichtsäcke ohne Gebühr in diese Zahl mit einberechnet sind. Auch in Chur wurden zwischen 250 bis 300 Bussen ausgestellt. In Wil geht man ungefähr von rund 20 angezeigten Personen aus, wobei die Stadt auch dazu keine Statistik führe.

Vergleicht man die Anzahl Anzeigen in St.Gallen mit den anfangs erwähnten 1099 Fällen pro Jahr 2023, fällt auf, dass nur ein Teil der Vergehen verfolgt wurde. Dies zeigt das Problem, womit sich die Städte immer wieder im Arbeitsalltag konfrontiert sehen. Es sei schwierig und aufwendig herauszufinden, wer genau jeweils hinter der Abfallsünde steht. Die Stadt St.Gallen schreibt: «Bei Sperrgut ist es leider schwierig, die Verursacher ausfindig zu machen, da im Gegensatz zu Abfallsäcken ohne Gebühr selten persönliche Gegenstände wie Briefe etc. zurückgelassen werden. Wir sind daher meistens auf Zeugen angewiesen.»

Wer der Stadt also unnötige Arbeit und zusätzliche Kosten ersparen will, lässt es besser sein mit dem «Gratis»-Schild – und bringt seine Möbel, die ihre beste Zeit hinter sich haben, zur Entsorgungsstelle. Auch wenn man dafür je nach Gegenstand ein paar Franken in die Hand nehmen muss.

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veröffentlicht: 7. Oktober 2024 10:55
aktualisiert: 7. Oktober 2024 10:55
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