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Fischpopulation im Bodensee leidet – SVP-Kantonsrat schlägt Alarm

Fischpopulation im Bodensee leidet – SVP-Kantonsrat schlägt Alarm

Fischerinnen und Fischer dürfen seit 2023 keine Felchen mehr aus dem Bodensee holen. (Archivbild)
© KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Die Gründe für den Rückgang des Fischbestands im Bodensee sind vielfältig: verschiedene invasive Arten, Kormorane und der Klimawandel setzen dem Bestand zu. Ein St.Galler Politiker fordert nun Massnahmen. Diese sind jedoch umstritten.

Den Fischpopulationen im Bodensee ging es auch schon besser. Vor allem die Felchen leiden. Ihr Bestand hat sich drastisch reduziert. Das zeigen Fangzahlen der Fischer.

2022 wurden nur noch 21 Tonnen der Fischart gefangen, was im Vergleich zum Vorjahr ein Einbruch von über 80 Prozent bedeutet. Seit 2023 ist das Felchen-Fischen deshalb für eine Dauer von drei Jahren verboten worden.

Quaggamuschel, Stichling und Kormoran

Gründe für den Rückgang der Fischbestände gibt es viele. Der Vormarsch der Quaggamuschel etwa. Seit 2016 hat sie sich explosionsartig vermehrt. Mit weitreichenden Folgen. Denn die invasive Art ernährt sich von Plankton, der auch bei den Felchen auf der Speisekarte steht.

Nebst der Quaggamuschel macht auch der Stichling einheimischen Fischen das Leben schwer. Sein Vorkommen im Bodensee ist jüngst aber stark rückläufig, wobei die Gründe dafür nicht abschliessend geklärt sind. Für die Felchen ist das aber eine gute Nachricht.

Doch nicht nur im Wasser selbst droht den Fischen Ungemach. Auch Kormorane, deren Fangquote dem Vernehmen nach jene von Berufsfischern mittlerweile übersteigt, sind für Felchen, Egli und Co. ein Problem.

Problem gemeinsam mit Deutschland und Österreich angehen

Nun schlägt SVP-Kantonsrat Sandro Wasserfallen Alarm. Der Goldacher schreibt in einem Vorstoss: «Dem Bodensee gehen die Fische aus.» Jetzt brauche es griffige Massnahmen.

Dazu fordert der Goldacher ein stärkeres Engagement von allen drei Ländern. Nur wenn die Schweiz, Deutschland und Österreich das Problem gemeinsam angingen, sieht er eine erfolgsversprechende Lösung.

Die konkreten Massnahmen, die Wasserfallen vorschweben, sind nicht neu. Von Fischereiverbänden werden sie seit Jahren vorgebracht. Ihre Forderungen blieben jedoch ungehört, da sie durchaus umstritten sind.

Sind gefrässige Vögel schuld?

Ein «effektives Kormoranmanagement», wie es Wasserfallen vorschwebt, wäre aufgrund des Schutzstatus, den die Vögel geniessen, wohl nur schwierig umzusetzen. Denn Kormorane dürfen nicht geschossen werden. Das wäre aber wohl nötig, um ihren Bestand am Bodensee zu reduzieren.

Ohnehin ist aber umstritten, inwiefern die Kormorane für den Schwund von Fischen im Bodensee verantwortlich sind. Vogelschutzverbände bestreiten einen Zusammenhang. «Eine Zunahme fischfressender Vögel bei gleichzeitig rückläufigem Fangertrag ist noch kein Nachweis eines Schadens oder einer Gefährdung der Fischbestände durch die Vögel», heisst es etwa seitens der Vogelwarte Sempach.

Wissenschaft warnt vor höherem Phosphor-Wert

Nicht minder umstritten ist Wasserfallens Forderung nach einem höheren Phosphorwert im Bodensee. Würde sich das Tiefenwasser auf natürliche Weise mit den höheren Wasserschichten mischen, dann wäre ein höherer Phosphatgehalt im Bodensee «weder bedenklich noch hätte er negative Folgen für den See», heisst es in einem Artikel des Nachrichtenportals «Schwäbische».

Genau das geschehe aber nicht mehr ausreichend oft. Grund für das Ausbleiben der Vermischung der Wasserschichten sind höhere Wassertemperaturen infolge des Klimawandels. Ein höherer Phosphorgehalt könnte dadurch zu einem ernsthaften Problem werden und den See kippen lassen. Anstatt das Problem zu lösen, könnte es dadurch noch verschlimmert werden.

Auch eine Studie der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee kommt zum Schluss, dass eine Erhöhung des Phosphorwerts keine gute Idee wäre. «In Anbetracht der schon eingetretenen und zu erwartenden Klimaänderungen wäre eine Rückkehr zu höheren Konzentrationen im Bodensee äusserst kritisch», heisst es im Fazit der Studie.

Was die St.Galler Regierung zur Anfrage von Sandro Wasserfallen sagt, ist noch offen. Die Beantwortung des Vorstosses ist noch hängig.

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veröffentlicht: 3. November 2024 11:53
aktualisiert: 3. November 2024 11:53
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