Ostschweiz
St. Gallen

Grüner, effizienter, lebendiger: So soll sich die Stadt St.Gallen entwickeln

Grüner, effizienter, lebendiger: So soll sich die Stadt St.Gallen entwickeln

Das Waaghaus soll in den nächsten Jahren lebendiger werden.
© Tagblatt / Sandro Büchler
In St.Gallen gibt es zu viele versiegelte Flächen, zu wenig grün und zu wenige Parkplätze. Die Stadt sieht Handlungsbedarf und gibt Auskunft über wegweisende Projekte.

Die Stadt St.Gallen ist im Wandel. Das konnte man während der letzten Jahre in Echtzeit mitverfolgen: Etwa bei der riesigen Baustelle beim ehemaligen UG24. Oder neu an der St.Leonhardstrasse, wo aktuell eine neue Unterführung für Velos und Fussgänger entsteht.

Das bringt mehr Durchlässigkeit für die oft kritisierte Velotauglichkeit der Stadt. Und mehr Parkplätze, auch das ein städtischer Dauerbrenner. Doch auch abgesehen davon soll sich St.Gallen weiterentwickeln.

Drei Leuchtturmprojekte wurden am Dienstag bei einem «Stadtimpuls» vorgestellt.

«UG25» und Passerelle kurz vor Fertigstellung

Der früher bei Nachtschwärmern beliebte 24-Stunden-Shop UG 24 wird nicht zurückkommen. Dafür wird es einen Lidl geben, das dazugehörige Parkhaus wird viel grösser ausfallen und über 300 öffentliche Parkplätze bieten.

Dies vor allem dank der Tiefe der Anlage. Der Tiefbau brachte höchst komplizierte Bauarbeiten mit sich, die auch zu einer massiven Verzögerung der Arbeiten führten. Das «UG 25» (offiziell «Parkgarage Central») hätte bereits 2022 eröffnet werden sollen. Nun wird es passenderweise März 2025.

Insbesondere die dazugehörige Passarelle durch den Park St.Mangen und über die Strasse stellt für die Stadt St.Gallen eine neue Dimension dar, sagt Iso Senn von der Bauherrin Senn Resources: «Früher haben alle den Kopf geschüttelt und gesagt, an diesem Ort sei das nicht möglich. Mit dem geschützten Park und dem geschützten Baumbestand, dem Friedhof».

Über die Passerelle soll der Fussweg vom Parkhaus in die Innenstadt etwa drei Minuten dauern. 

© Stadt St.Gallen

Für ihn sei jedoch immer klar gewesen, dass dies genau der richtige Ort sei. Man müsse die Verbindungen dort schaffen, wo die Leute auch gerne durchgehen. Nun stehen sowohl die Passerelle mit dem Namen Wiboradaweg, als auch das neue Parkhaus kurz vor der Eröffnung.

St.Leonhard-Strasse: Grosse Veränderungen

«Ziemlich viel grau, sehr wenig grün», so lautet das ehrliche Fazit des Tiefbauamts bezüglich der St.Leonhard-Strasse, die vom Oberen Graben bis an die Geltenwilerstrasse führt. Dazu kommt, dass die Überquerung der Strasse für Fussgänger relativ lange dauert.

In Zukunft soll die Anzahl der Ampeln für Fussgänger und Fussgängerinnen wo möglich reduziert und durch Zebrastreifen mit Vortrittsrecht ersetzt werden. Ebenfalls vorgesehen ist die Verschmälerung der Strasse durch die Streichung von Fahrstreifen, die nicht zwingend nötig sind. Dies schafft Platz für mehr Begegnungszonen, wo dutzende Bäume gepflanzt werden können.

Damit soll die Strasse in Zukunft ein kleineres Hindernis darstellen und sich für eine neue Art von Überquerung eignen: Stichwort Floz. Das Kunstwort bedeutet «fussgängerstreifenloses Ortszentrum».

Gemeint sind damit breite Mittelstreifen auf Strassen, welche die Durchlässigkeit erhöhen sollen. Der Zeitpunkt für den Start der baulichen Massnahmen ist noch nicht ganz klar, sagt Projektleiter Stefan Pfiffner: «Wir gehen davon aus, dass wir das Vorprojekt Anfang nächstes Jahr abschliessen und danach die Bevölkerung befragen können.»

Als Orientierungszeitpunkt gibt er die Eröffnung der Bibliothek an – das wäre nach heutiger Schätzung 2030.

Lebendiges Waaghaus

Diese Jahreszahl spielt auch beim dritten Projekt eine Rolle. Das Waaghaus beim Marktplatz Bohl ist ein Wahrzeichen der Stadt, wird allerdings nur spärlich genutzt. Konkret an etwa hundert Tagen im Jahr.

Damit sich das in Zukunft ändern kann, sind Veränderungen nötig. Dessen ist sich auch die Stadt bewusst: Die Infrastruktur ist für viele Vorhaben unzureichend. Ein Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes ist jedoch an grosse Auflagen geknüpft, weshalb die Stadt mehrere Umwege nimmt. «Es braucht wahrscheinlich zwei Provisoriumsphasen», sagt Paul Hasler vom Schweizer Raumplanungsverband Espace Suisse.

In der ersten Phase in den Jahren 2025 und 2026, soll es ein ansprechendes Sommerprovisorium geben. In der zweiten Phase, voraussichtlich 2027 und 2028, sei ein ganzjähriges Provisorium denkbar. Diese provisorischen Lösungen bieten den Vorteil, dass sie die bestehende Infrastruktur nutzen können und nur wenige Hürden nehmen müssen.

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Gleichzeitig bieten sie genügend Vorlauf für eine definitive Lösung mitsamt baulichen Massnahmen ab etwa 2030. «Wenn ich an das Waaghaus in zehn Jahren denke, dann soll es wuseln und leben», sagt Samuel Zuberbühler, Leiter der St.Galler Standortförderung dazu.

Konkret sind diese Vorstellungen noch nicht. Doch die Stadt St.Gallen scheint insgesamt in Bewegung zu kommen.

veröffentlicht: 24. September 2024 18:10
aktualisiert: 24. September 2024 18:10
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