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Hochwasser am Bodensee: Das ist der Riesenwels im Steinacher Hafen

Spektakuläre Aufnahmen: Das ist der Riesenwels im Steinacher Hafen

Quelle: FM1Today/Marian Märki/Christoph Thurnherr

Den Bodenseefischen kommt das Hochwasser entgegen. Normalerweise finden sie am bebauten Ufer wenig geeignete Laichplätze, nun stehen ganze Areale mit vielen Pflanzen unter Wasser. Besonders weit herausgetraut hat sich ein Wels im Steinacher Hafen.

Das Hochwasser sorgt bei vielen Einsatzkräften und Behördenvertretern für Sorgenfalten und Überstunden, doch aus Sicht der Fische hätte wohl nichts besseres passieren können. Sie finden in den überschwemmten Bereich haufenweise Pflanzen, die perfekte Laichgründe bieten.

Ein besonders beindruckendes Beispiel ist der grosse Wels, der dieser Tage seinen Nachwuchs direkt neben dem Bootshaus der Steinacher Fischereiaufsicht beschützt. Es handelt sich um ein Männchen mit einer geschätzten Länge zwischen 1,50 und 2 Metern. Ein Riesenfisch.

Die ins Wasser gelassene Kamera beäugt der Wels argwöhnisch. Er nimmt eine Verteidigungshaltung ein, stellt die Flossen auf, um Eindruck zu machen. Das Gehabe vom König des Bodensees. Er ist der grösste der heimischen Fische, natürliche Feinde kennt er nicht.

Verregneter Chindsgiausflug gerettet

Bei der Begehung vor Ort entscheidet sich Fischereiaufseher Jörg Schweizer kurzerhand, eine Kindergartenklasse auf ihrem Ausflug anzuhalten und auf den Wels hinzuweisen. Sie kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. «Das ist ja Wahnsinn! So etwas habe ich noch nie gesehen», ruft eine Begleitperson, die Kinder machen grosse Augen.

Die Aufregung bei den Kindergartenkindern ist so gross, dass anfangs gleich drei Regenschirme liegen bleiben. Aber so ein grosses Tier in einem Hafen zu sehen, ist auch für den Profi nichts Alltägliches: «Das ist ein einmaliger Anblick. Absolut imposant, so einen Welspapa bei der Aufzucht der Brut live vom Ufer aus zu beobachten. Das ist in anderen Jahren nicht möglich», sagt Jörg Schweizer.

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Das ganze Ökosystem profitiert

Neben dem Wels können auch andere Fische vom Hochwasser profitieren. Und das nicht nur wegen der erweiterten Laichgründe. Durch die verstärkten Zuflüsse aus der Steinach, der Goldach und insbesondere dem Rhein kommt es zu starken Sedimentverschiebungen. Das heisst auch: Es gibt viel Plankton.

Ein Festessen für die Fische im nahrungs- und sauerstoffarmen Bodensee. Gerade die gebeutelten Felchen könnten davon profitieren, im besten Fall würden sich die dezimierten Bestände erholen.

Herzige Haubentaucher

Und mal abgesehen von den Rorschacher Schwänen, deren Nest vom See geschluckt wurde, dürfen sich auch die Wasservögel freuen. Sie finden nun besonders sichere Nistplätze. Und der Steinacher Hafen scheint beliebt zu sein:

Nur wenige Meter neben dem Wels nisten mehrere Haubentaucherpärchen. Die frisch geschlüpften Küken verstecken sich unter den Flügeln der Eltern, strecken manchmal ihre Schnäbelchen heraus und zeigen ihr Zebramuster auf den Köpfen.

Das Hochwasserparadies Bodensee dürfte der Tierwelt noch einige Zeit erhalten bleiben. «Der Bodensee ist nicht für besonders schnelle Abflüsse bekannt. Die Situation wird also noch eine Weile gleich bleiben», sagt Jörg Schweizer.

Wenn es kurzzeitig nicht noch mehr wird. Erst Anfang nächster Woche steigen die Temperaturen. Der Steinacher Wels wird dann nicht mehr da sein, die Brut dauert nur ein paar Tage.

veröffentlicht: 14. Juni 2024 16:59
aktualisiert: 14. Juni 2024 16:59
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