Per App-Bestellung nachts nach Hause – das kommt in Wil nicht gut an
In Wil ist ab 20.15 Uhr Schluss mit den städtischen Busverbindungen. Der Bedarf ist in der Kleinstadt danach schlicht zu klein. Für die wenigen Pendelnden, die nach 20.15 Uhr unterwegs sind, gab es in Wil bis 2022 ein sogenanntes Abendtaxi als Lösung. Für einen Zuschlag von drei Franken zum regulären ÖV-Billett brachte einen dieses vom Bahnhof bis vor die Haustüre.
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2022 entschloss sich Wil Mobil, das Angebot anzupassen. Statt eines Abendtaxis sollte es nun ein Rufbus sein. Dieser konnte per App bestellt werden. Der Vorteil: Anstatt nur vom Bahnhof nach Hause konnte man sich mit dem Rufbus auch in umgekehrter Richtung oder zwischen zwei anderen Orten auf dem Stadtgebiet chauffieren lassen.
Positiver Start
Anfangs sah man das neue Angebot als Fortschritt. Die Stadt teilte in einer Medienmitteilung mit, der Start des On-Demand-Shuttles sei positiv verlaufen. Kunden schätzten die Vorzüge von frei wählbaren Strecken innerhalb des Betriebsgebietes, hiess es damals. Auch die Nachfrage habe sich gesteigert.
Neue Zahlen zeigen nun aber das Gegenteil. Nutzten 2019 noch rund 25'000 Personen das Abendtaxi, waren es 2023 nur noch 13'000, die den ÖV nach 20.15 Uhr in Anspruch nahmen. Für Luc Kauf von den Grünen Prowil eine «unmögliche Situation». Er nimmt an, dass dies damit zusammenhängt, dass das Abendtaxi ab dem Bahnhof nach einem Fahrplan fuhr, der Rufbus jedoch über eine App gebucht werden muss.
13'000 Personen verzichten auf neues Angebot
Dass der Shuttle-Bus auf Abruf zur gewünschten Zeit an den gewünschten Ort bestellt werden kann, ist für Kauf kein genügend grosser Mehrwert. «Für 2236 Personen, die den On-Demand-Service ab den virtuellen Haltestellen benutzten, opferte man sicher über 13'000 Personen, welche sich aufgrund der Hürde der App für eine Alternative zur Heimkehr entschieden haben.» Das Angebot sei durch die Einführung ebendieser App «schwerfällig und kompliziert» geworden.
Luc Kauf will deshalb vom Stadtrat wissen, ob ein kombiniertes System infrage kommt. Ab dem Bahnhof würde dann regelmässig ein Abendtaxi ohne Buchungspflicht verkehren. Gleichzeitig käme weiterhin ein On-Demand-Service zum Einsatz. Das wäre aber wohl vor allem auch eine Kostenfrage – und da zeigt die Vergangenheit, dass Wil nicht bereit ist, für einen ÖV-Ausbau in der Nacht Geld in die Hand zu nehmen.
