Ostschweiz
St. Gallen

«Unterm Strich nicht viel übrig» – das halten Ostschweizer SAC-Hütten von höheren Preisen

«Unterm Strich nicht viel übrig» – das halten Ostschweizer SAC-Hütten von höheren Preisen

Die Hundsteinhütte ist eine von drei SAC-Hütten in der Ostschweiz.
© St.Galler Tagblatt
Der Schweizer Alpen-Club SAC diskutiert über Preiserhöhungen. Angesichts der derzeitigen Preisentwicklung begrüssen das viele Hüttenwartinnen und Hüttenwarte der Ostschweiz. Das letzte Wort in der Sache haben aber nicht sie.

«Wenn man sich andere Alpenunterkünfte anschaut, sind wir schon in einer anderen Preisliga», sagt Peter Ehrbar, Hüttenwart der Hundsteinhütte in Appenzell Innerrhoden. Mit «wir» meint er Hütten des Schweizer Alpen-Clubs SAC. Der Verein setzt sich das Ziel, den Alpinismus und Erforschung des Alpenraums zu fördern und allen Gesellschaftsschichten den Zugang zu gewährleisten. Dementsprechend sind auch die Preise niedrig. In der Ostschweiz gibt es drei SAC-Hütten, in denen man als Nichtmitglied zwischen 34 bis 42 Franken logieren kann.

Schweizweit nur wenige SAC-Hütten profitabel

Das Problem: Von allen 153 SAC-Hütten sind grob geschätzt ein Dutzend wirklich kostendeckend. So schreibt es der «Tagesanzeiger» am Montag. «Bei allen anderen Hütten können die Sektionen nicht einmal die Investitionen decken aus den Pachtzinsen, die ihnen die Hüttenwarte zahlen», sagt Bruno Lüthi, Fachleiter Hüttenbetrieb des Schweizer Alpen-Clubs, gegenüber der Zeitung.

«Am Ende merkt man doch, dass unter dem Strich nicht mehr viel übrigbleibt»

«Es gibt viele Faktoren, die eine Preiserhöhung rechtfertigen, vor allem für hochalpine Hütten», sagt Esther Beehler, Hüttenwartin der Spitzmeilenhütte in Flums. «Wenn es in der Hauptsaison regnet und schneit, läuft es nicht gut mit dem Umsatz bei Hütten, die nicht einfach durch Bergbahnbetriebe erreichbar sind.» Die erschwerte Zugänglichkeit führt auch zu höheren Transportkosten, da Schwerwaren geflogen werden müssen. «Der Einkauf wurde teurer, der Helikopterbetrieb auch und die Ansprüche der Gäste haben sich ebenfalls verändert.» Beispielsweise wird vermehrt nach einem veganen Angebot oder einem Privatzimmer gefragt.

«Ich kenne viele Hüttenwarte, die keine gewinnorientierten Unternehmer sind und es aus Freude und Plausch machen. Am Ende des Jahres merkt man dann aber doch, dass angesichts des Aufwands und der Kosten unter dem Strich nicht mehr viel übrigbleibt», bestätigt Ehrbar.

Preismodell wie beim Flüge buchen

Der Schweizer Alpen-Club schlägt nun vor, flexiblere Preismodelle für die Übernachtungen zu gestalten. «Viele Gäste sind durchaus bereit, mehr zu zahlen für das Hüttenerlebnis», so Lüthi. Die Übernachtungspreise könnten nach Zimmergrösse, Saison oder Wochentag unterschiedlich ausfallen. Ähnlich wie bei der Buchung eines Fluges soll der Tarif am Wochenende höher sein als unter der Woche, auch Haupt- und Nebensaison spielen bei den Kosten eine Rolle. Wenn es die Hüttenkapazität zulässt, können auch Zweier- und Viererzimmer gegen einen Aufpreis angeboten werden. In den Diskussionen geht es derzeit um eine Erhöhung von ungefähr drei Franken pro Übernachtung. Es solle aber weiterhin darauf geachtet werden, dass günstige Übernachtungsangebote vorhanden seien. Beispielsweise, wenn man als Familie bucht oder in einem Massenlager unterkommt.

Es fehlt die Einstimmigkeit

Hüttenwartinnen und Hüttenwarte können lediglich über den Preis von Speis und Trank entscheiden. Für die Übernachtungskosten legt der SAC-Zentralverein einen preislichen Rahmen fest. Er liegt derzeit zwischen 25 bis 70 Franken für Nichtmitglieder. Die konkreten Kosten werden aber individuell von den 110 Sektionen der Schweizer Bergwelt festgelegt. Dabei wird der Höchstpreis nur selten wahrgenommen. «Wenn die Preise übermässig erhöht werden, damit die Hüttenwarte und die Sektionen genug Geld verdienen, dann werden die Hüttenübernachtungen zu einem elitären Anlass, den sich nicht mehr alle leisten können», sagt Philippe Chanton, Vizepräsident der SAC-Sektion Monte Rosa im Wallis, gegenüber dem «Tagesanzeiger».

Die Hundsteinhütte liegt in der SAC-Sektion Säntis, welche den Preisanpassungen gegenüber aufgeschlossen ist. «Es gibt aber auch andere Sektionen, die ein Preisniveau vorgeben, welches nicht überschritten werden darf. Das sorgt teilweise für Unmut zwischen den Hüttenbetreibern und den Sektionen», sagt Ehrbar. Der Präsident der SAC-Sektion Pizol, Gerhard Meier, sagt: «Es ist sicherlich so, dass eine Preiserhöhung den schlechter gestellten Hütten helfen würde. Ebenso braucht es aber auch eine grössere Solidarität zwischen mitgliederstärkeren und mitgliederschwächeren beziehungsweise hüttenreichen und hüttenärmeren Sektionen.»

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(mnu)

veröffentlicht: 15. August 2023 17:31
aktualisiert: 15. August 2023 19:17
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