Ostschweiz
St. Gallen

Wil: Parlament ringt um die Zukunft des Kathi

Die Zukunft der Mädchenschule St.Katharina steht auf Messers Schneide

Für einige Wilerinnen und Wiler ist eine Zukunft ohne Kathi unvorstellbar, andere sprechen der Schule ihre Daseinsberechtigung als Teil der Volksschule ab. (Archivbild)
© Tagblatt
Nach jahrelangen Diskussionen, die teils juristisch ausgefochten wurden, kommt nun eine Vorlage zur Mädchenschule St.Katharina ins Stadtparlament. Brisant: Die vorberatende Kommission empfiehlt die Ablehnung des Vertrags zwischen Schule und Stadt.

Eines ist sicher: In ihrer heutigen Form wird es die Mädchenschule St.Katharina, in Wil besser bekannt als Kathi, nicht mehr lange geben. Bisher war der Besuch der Schule nämlich Sekundarschulmädchen vorbehalten. Mädchen, welche die Realschule besuchten, und alle Knaben der Stadt durften nicht ans Kathi.

Das soll sich ändern. Nicht zuletzt um seine Zukunft zu sichern, hat sich der Stiftungsrat der Schule dazu bereit erklärt, künftig alle Oberstufenschülerinnen und -schüler am Kathi willkommen zu heissen. Das hatte das Parlament so gefordert. Beschult würden die Jugendlichen allerdings immer noch in geschlechtergetrennten Klassen.

Gesichert ist die Zukunft der Schule damit jedoch noch nicht. Zwar geniesst das Kathi in Wil viel Zuspruch, viele Personen sähen aber gerne eine Zukunft der Wiler Schulen ohne Kathi. Seit Jahren tobt in der Äbtestadt deshalb ein Kampf ums Kathi, der sowohl auf juristischer als auch auf politischer Ebene ausgetragen wird.

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Im Parlament kommt es auf wenige Stimmen an

An der nächsten Sitzung des Wiler Stadtparlaments steht nun der Vertrag zwischen der Schule und der Stadt Wil zur Diskussion. Er soll die Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der politischen Gemeinde und der privat geführten Schule bilden.

Es dürfte ein äusserst emotionales und knappes Ergebnis geben, wenn die 40 Parlamentsmitglieder am 7. November abstimmen. Denn die Mehrheitsverhältnisse in der Wiler Legislative zwischen Kathi-Befürwortern und -Gegnern sind beinahe ausgeglichen.

SVP und die Mitte stehen hinter dem Kathi, FDP, Grüne Prowil und SP stehen der Schule tendenziell kritisch gegenüber. Letztere haben zusammen etwas über die Hälfte der Abgeordneten, allerdings gibt es auch einzelne Abweichler aus diesen Reihen.

Eine erste Entscheidung in der Frage lässt aufhorchen. Die vorberatende Kommission des Parlaments empfiehlt nämlich eine Ablehnung des Vertrags. Das ist zwar brisant, überrascht allerdings angesichts ihrer Zusammensetzung nicht wirklich.

Die vier Nein-Stimmen dürften aus dem Lager der Grünen, SP und FDP stammen. Ob diese Kräfte auch an der Parlamentssitzung vom 7. November eine Mehrheit bilden können, wird sich zeigen.

Volk hat wohl das letzte Wort

Der Entscheid des Parlaments dürfte ohnehin nicht abschliessend sein. In Wil erwarten alle eine Volksabstimmung. Eine solche könnte beispielsweise durch ein Ratsreferendum herbeigeführt werden.

Sagt das Parlament hingegen Nein zum Vertrag zwischen Schule und Stadt, wäre das weitere Vorgehen offen. Da das Parlament nur über den Vertrag befindet, würde auch eine Ablehnung nicht das Aus für die traditionsreiche Mädchenschule bedeuten.

Der Stadtrat würde zwar eine Kündigung in die Wege leiten, auch diese müsste jedoch vom Parlament abgesegnet werden. Da diese Vorlage nicht mehr in diesem Jahr ins Parlament käme und sich die Mehrheitsverhältnisse durch die Wahlen vom September zugunsten der Kathi-Befürworter verschieben, wäre eine Kündigung im neu zusammengesetzten Legislative wohl chancenlos.

Damit führt letztlich kein Weg an einer Volksabstimmung vorbei. Im Gegensatz zu einem Parlamentsentscheid hätte eine solche ein höheres politisches Gewicht. Zumindest darüber herrscht in Wil Einigkeit.

Juristische Fragen immer noch ungeklärt

Um das Ganze noch etwas komplizierter zu machen, gibt es immer noch juristische Fragezeichen. Eine Beschwerde ist derzeit beim Bundesgericht hängig. Dabei geht es darum, ob überhaupt eine genügende rechtliche Grundlage besteht für einen Schulvertrag mit dem Kathi. Kommt das Bundesgericht zum Schluss, dass dies nicht der Fall ist, hätte das weitreichende Auswirkungen.

Der Stadtrat würde danach Schritte einleiten, eine solche Grundlage in der Gemeindeordnung zu schaffen. Möglich wäre allerdings auch, dass dazu die Kantonsverfassung angepasst werden müsste. Für die Flade in St.Gallen besteht beispielsweise ein entsprechender Gesetzesartikel.

Ob ein solcher auch fürs Kathi umsetzbar wäre, müsste allerdings abgeklärt werden. Das ist allerdings noch Konjunktiv. Vorerst geht es politisch ums Überleben des Kathis.

veröffentlicht: 4. November 2024 05:27
aktualisiert: 4. November 2024 05:27
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