Ostschweiz
St. Gallen

Kanton St.Gallen: SVP wehrt sich gegen Besteuerung von Trinkgeld

Trinkgeld bald steuerpflichtig? Jetzt schaltet sich die Politik ein

Quelle: TVO

Die Ankündigung des Bundesamts für Sozialversicherungen, Trinkgeld künftig besteuern zu wollen, sorgt für Unmut in der Gastrobranche. Nun wehrt sich auch die Politik gegen eine Verschärfung der Regeln. Die SVP hat einen Vorstoss im Kantonsrat lanciert.

Schätzungen zufolge fliessen rund eine Milliarde Franken an Trinkgeldern jährlich an Mitarbeitende in der Gastro. Geld, das sie bis anhin steuerfrei kassierten. Für eine Branche, die unter chronischem Personalmangel leidet, ist das Trinkgeld ein wichtiger Anreiz für potenzielle Mitarbeitende.

Doch nun droht eine Gesetzänderung mit weitreichenden Folgen. Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BFV) erwägt, die geltenden Regelungen zu verschärfen, wie es gegenüber dem «Tages Anzeiger» bekannt gab. Will heissen: Trinkgeld könnte bald steuerpflichtig werden. Für das Servicepersonal würde dies höhere Sozialabgaben und Steuern bedeuten.

Gastroverbände wehren sich

Die Ankündigung löst in der Gastro starke Gegenreaktionen aus. Egal ob im Thurgau oder in St.Gallen: Gastroverbände wollen gegen eine mögliche Gesetzesanpassung auf die Barrikaden gehen. «Man versucht, Leute, die ohnehin nicht die besten Löhne haben, weiter zu schröpfen», sagt Marcel Siegwart, Präsident von Gastro Thurgau, gegenüber TVO.

Dass immer mehr Restaurants schliessen, komme nicht von ungefähr. Es gebe immer weniger Leute, die in der Gastronomie arbeiten wollten. «Wenn wir jetzt noch die Trinkgeldregelung ändern, werden wir noch grössere Probleme haben», ist Siegwart überzeugt.

Auch René Rechsteiner, Präsident Regionalverband Gastro Stadt St.Gallen, wehrt sich gegen die Pläne des BSV. Die höheren Abgaben einer solchen Gesetzesänderung würden zu Mehrkosten für Gastrobetriebe führen, die dann zwingend an die Gäste weitergeben würden, sagt er gegenüber dem «St.Galler Tagblatt».

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«Beizensterben würde beschleunigt»

Nun erhält die Gastrobranche Rückendeckung aus der Politik. Die SVP-Fraktion des St.Galler Kantonsrat hat sich dem Thema angenommen. «Trinkgeld als Teil des Lohns würde die Attraktivität des Gastgewerbes auf dem Arbeitsmarkt verringern», heisst es im Vorstoss. Ausserdem wiederholt die SVP die Befürchtung der Gastro, die Besteuerung von Trinkgeld könnte zu Mehrkosten für die Betriebe und zu einem grossen administrativen Mehraufwand führen.

«Das ‹Beizensterben› würde weiter beschleunigt», ist die SVP St.Gallen überzeugt. Ausserdem würden dadurch die Preise in der Gastronomie steigen. Deshalb will sie von der Regierung wissen, ob sie im sich dafür einsetzen werde, die heutige Regelung beizubehalten. Eine Antwort steht noch aus.

veröffentlicht: 6. August 2024 07:53
aktualisiert: 6. August 2024 07:53
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